 
  “Ich habe grundsätzlich das Bedürfnis, Liebe zu vermitteln”
Schwäbisch Gmünd (rawi) – Die Passionsspiele kehren im März 2026 auf den Schönblick zurück – ein Ereignis, das in Schwäbisch Gmünd für Gänsehautmomente sorgen wird. Nach der eindrucksvollen Premiere im Jahr 2023, als die Tradition nach über 220 Jahren erstmals wieder aufgegriffen wurde, ist die Vorfreude auf die zweite Auflage groß. Damals erlebten die rund 5000 Zuschauer eine tief bewegende Darstellung der Passionsgeschichte – getragen von über 100 Mitwirkenden, stimmungsvoller Musik und der emotionalen Kraft der Geschichte.
 
  Besonders in Erinnerung blieb die Verkörperung Jesu durch Dannie Lennertz, der in seiner Rolle vollkommen aufging und das Publikum berührte wie kaum ein anderer. Er lebt diese Figur nicht nur auf der Bühne, er füllt sie mit Glaubwürdigkeit, menschlicher Nähe und einer Intensität, die dauerhaft nachwirkt. Dass er 2026 erneut in die Rolle schlüpfen wird, verleiht den kommenden Aufführungen eine besondere Strahlkraft. Die Passionsspiele sind dabei weit mehr als ein Laienspiel wie einst im Mittelalter. Sie sind geistliches Schauspiel, kulturelles Ereignis und Gemeinschaftsprojekt zugleich. Das Forum des Schönblicks wird zur Bühne, auf der Geschichte, Musik und Schauspiel verschmelzen. Mit dabei sind das Ensemble “musica salutare” unter Leitung von Adelheid Abt, die Gewandmeisterei mit Gundi Mertens an der Spitze sowie Regisseur Matthias Ihden, der tragenden Person von allem, was das Publikum erleben wird.
Dass Schönblick-Direktor Martin Scheuermann den Mut hatte, diese alte Tradition neu zu beleben, wird nun mit einer zweiten Aufführungsreihe belohnt. Von Freitag, 20. März, bis Samstag, 28. März 2026, werden die Passionsspiele an insgesamt fünf Abenden auf dem Schönblick aufgeführt – ein Höhepunkt im kulturellen und geistlichen Leben der Stadt. Unsere Zeitung sprach schon jetzt mit Hauptdarsteller Dannie Lennertz über die anstehenden Aufführungen, aber auch über das, was ihn an der Rolle so besonders reizt und was er sich vom Publikum wünscht.
Zeitung: „Warum reizt Sie die Rolle des Jesus Christus besonders, dass Sie sie erneut in den Passionsspielen 2026 übernehmen möchten?“
Dannie Lennertz: „Nach der letzten Vorstellung eines Projektes setzt normalerweise eine Verarbeitung bei mir ein. Das hat 2023 lange gebraucht und ich hatte damals schon das Gefühl, dass meine Auseinandersetzung mit mir, der Rolle und dem Stück für mich noch nicht zu Ende ist. Obwohl ich noch nicht wusste, dass die Passionsspiele nochmal aufgeführt werden. Und jetzt weiß ich warum. Die Rolle reizt mich besonders, weil ich grundsätzlich das Bedürfnis habe, Liebe zu vermitteln und nach außen zu tragen. Das ist uns, denke ich, 2023 als Ensemble gelungen. Und ich habe das große Bedürfnis, von dieser Liebe noch mehr zu hinterlassen.“
Zeitung: „Was bedeutet Ihnen das Forum des Schönblicks als Aufführungsort – wie beeinflusst dieser Ort Ihre Darstellung und Ihre Verbindung zur Inszenierung?“
Dannie Lennertz: „Auf dem Schönblick zu spielen ist für mich wie nachhause kommen. Wenn ich dort bin, finde ich Ruhe und fühle mich angenommen mit einer Wärme, Herzlichkeit und einem Segen, wie ich es von keinem anderen Ort kenne. Je näher es auf die Premiere zugeht, desto mehr bin ich für die Proben vor Ort und desto mehr gibt mir dieser Ort die Stärke und Liebe, die ich für die Rolle brauche. Ich habe das Gefühl, von allen umarmt zu werden - vom Ensemble, der Belegschaft des Gästehauses, selbst von den Gästen vor Ort. Diese Umarmung aufzusaugen und weiterzugeben, ist ein kostbares Geschenk.“
Zeitung: „Wie haben Sie die Reaktion des Publikums in 2023 erlebt – und was möchten Sie dem Publikum vorab für die Aufführungen 2026 sagen?“
Dannie Lennertz: „Es gab 2023 ganz viele unterschiedliche Reaktionen aus dem Publikum und ganz viele Begegnungen mit Menschen aus dem Publikum - alle positiv. Ich hatte das Gefühl, dass das Publikum sich in allen fünf Vorstellungen auf die Passionsspiele eingelassen hat.
Und dass wir als Ensembles es geschafft haben, meine Botschaft der Liebe, als Menschen aufeinander zu zugehen und Emotionen freien Lauf zu lassen, vermittelt bekommen haben. Die Leute sind auf mich zugekommen und haben mir wundervolle Dinge erzählt. Haben mit mir geweint, mir gesagt, dass sie die Passionsspiele berührt haben, in ihrem Glauben gestärkt haben… oder einen schönen Abend verbracht haben, der in Erinnerung bleibt. Wenn sich das Publikum wieder genauso auf die Passionsspiele einlässt, dann können wir als Gemeinschaft aus Ensemble und Publikum, die Passionsspiele 2026 wieder zu etwas ganz Besonderem machen, das vielleicht noch mehr Herzen berührt.“
Zeitung: „Die Musik von musica salutare unter der Leitung von Adelheid Abt war 2023 ein entscheidender Bestandteil der Stimmung – wie packt Sie diese Musik? Welche Wirkung hat sie auf Sie persönlich in Ihrer Rolle?“
Dannie Lennertz: „Livemusik hat für mich immer ein besonderes Flair und geht unter die Haut.
Die Stückauswahl und Umsetzung durch musica salutare hatte bei mir bereits bei den Proben immer Gänsehaut hervorgerufen. Mir persönlich besonders in Erinnerung geblieben ist das letzte Abendmahl, wenn ich zu meinen Jüngern spreche. Und die Livemusik hat es so wunderbar untermalt, Musik und Szenen sind ineinandergeflossen, haben sich gegenseitig getragen. Meine Emotionen zu der Szene wurden durch die Musik getragen. Und ich konnte mich dadurch noch mehr emotional öffnen.“
Zeitung: „Wie empfinden Sie die Kostüme und Gewänder aus der Gewandmeisterei unter der Leitung von Gundi Mertens – was macht sie für Sie besonders?“
Dannie Lennertz: „Gundi ist ein sehr herzlicher Mensch. Sie hat zu jeder Zeit ein Strahlen und Lächeln auf den Lippen. Sie legt ganz viel Herz und Leidenschaft in die Kostüme. Und das strahlen die Kostüme dann auch aus. Zeitweise habe ich als Jesus natürlich nicht so viel an. Aber selbst dieses wenige ist durchdacht und mit Liebe und Leidenschaft entworfen. Ich kann nur erahnen, was es für einen Aufwand und welche Leidenschaft notwendig sind, für das gesamte Ensemble die Kostüme mit einem durchdachten Farbkonzept zu entwerfen und herzustellen. Gundi hat dabei aber jederzeit gute Laune und ein offenes Ohr für alle Anliegen und Fragen und lässt es trotz der vielen Arbeit und dem Stress leicht aussehen.“
Zeitung: „Matthias Ihden führte 2023 Regie und wird es auch 2026 tun – was zeichnet seine Arbeitsweise aus, was hebt ihn als Regisseur für Sie und für das Stück hervor?“
Dannie Lennertz: „Matthias hatte 2023 eine klare Vorstellung von den Passionsspielen und wo es hingehen sollte. Wir hatten schon weit vor den ersten Proben einen Austausch. Denn auch ich hatte eine Vorstellung, wie ich Jesus spielen möchte und wie ich diese Rolle sehe. Dieser Austausch war sehr offen und frei. Wir hatten ganz viele Gespräche zum Stück, den Szenen und meiner Rolle. Im Probenprozess gab seine klare Vorstellung dem Ensemble einen guten Rahmen. Trotz seiner Linie war er aber jederzeit für Vorschläge zur Ausgestaltung einer Rolle offen. Das war positiv für die Entwicklung des Stücks und des Ensembles und hat eine große Energie freigesetzt. Das hatte ich so in der Form vorher noch nicht erlebt.“
Zeitung: „Direktor Martin Scheuermann hat die Idee des Revivals der Gmünder Passionsspiele 2023 und nun 2026 überhaupt erst möglich gemacht – wofür sind Sie ihm besonders dankbar?“
Dannie Lennertz: „Matthias hatte mir bereits gesagt, die Passionsspiele werden 2026 nochmal aufgeführt und Martin wird mich deshalb anrufen. Dieser Anruf kam, da war ich gerade wie immer beruflich mit dem Auto unterwegs. Also musste ich erstmal rechts ranfahren. Eigentlich war es ein Gespräch, um die vertraglichen Details zu klären, aber tatsächlich hat mich das Gespräch emotional so berührt, dass ich dabei dann sprichwörtlich einen Kloß im Hals hatte. Martin hat mir eine so schöne Anerkennung und Wertschätzung zu meiner Mitwirkung bei den Passionsspielen 2023 gezollt. Ich bin dankbar für das Vertrauen, das Martin mir für die Passionsspiele 2026 schenkt und möchte diesem gerecht werden.“
Zeitung: „Wie gehen Sie als Schauspiel-Profi mit der Vorgeschichte und dem historischen Gewicht dieser Tradition um – vor allem, wenn man bedenkt, dass die Passionsspiele zuletzt vor über 220 Jahren aufgeführt wurden?
Dannie Lennertz: „Ich habe mich 2023 bewusst dagegen entschieden, mir im Vorhinein irgendwelche anderen Jesus-Darstellungen oder irgendwelche Dokumentationen anzusehen.
Denn ich wollte mein Jesus-Bild, meine Vorstellung der Rolle auf die Bühne bringen. Ich wollte mich bewusst von äußeren Einflüssen freihalten. Nach den Passionsspielen 2023 habe ich zufällig eine interessante Dokumentation über die Jesus-Darstellungen auf Bühne, in Film und Fernsehen gesehen. Diese Dokumentation hat gezeigt, wie sich die Darstellung aufgrund der äußeren Einflüsse im Laufe der Zeit verändert hat. Insbesondere Gesellschaft und Zeitgeist hatten Einfluss auf die Verkörperung von Jesus und machte es den jeweiligen Darstellern durchaus schwer, ihr eigenes Jesus-Bild zu vermitteln. Trotzdem möchte ich versuchen, diese Neutralität (soweit das möglich ist) für 2026 wieder herzustellen und meine Jesus-Rolle für mich weiterzuentwickeln und keine reine Kopie meiner Darstellung von 2023 zu geben.“
Zeitung: „Welche Szene aus dem Stück liegt Ihnen besonders am Herzen – gab es 2023 eine Lieblingsszene, und gibt es eine, auf die Sie sich im kommenden März besonders vorbereiten?“
Dannie Lennertz: „Es gibt nicht eine einzige Szene. Wenn ich als Jesus am Abend vor der Kreuzigung zu meinem Vater bete, ist das für mich eine sehr emotionale Szene. Aber auch das letzte Abendmahl, an dem ich als Jesus weiß, dass ich meinem Tod entgegen gehe, und ich rechts und links von meinen Jüngern angesehen werde. Diese Blicke, die ich als Jesus zugeworfen bekomme, sind ebenso emotional. Die Szenen mit Ralph David als Pontius Pilatus – in denen ich nicht viel sage, aber von ihm bekomme ich eine solche Energie auf der Bühne. Und natürlich die Szene, an der ich am Kreuz hänge – kein anderer sieht in diesem Moment die Gesichter von Jesus-Anhängern, die mich anblicken. Teilweise mit Tränen in den Augen. Im ganzen Stück sind so viele emotionale Passagen, die mich selbst natürlich auch berühren. Ich kann hier gar nicht alle benennen.“
Zeitung: „Sie hatten damals kurze Haare 2023 und sich auch gegen eine Perrücke entschieden – wird das dieses Mal anders sein?“
Dannie Lennertz: „Ja, ich hatte 2023 kurze Haare. Es wurde keine passende Perücke gefunden.
Wir hatten einiges versucht, vorhandene Perücken zurechtzuschneiden – und haben sie dabei zerstört. Schließlich habe ich mich – in Rücksprache mit Matthias – dazu entschieden mit kurzen Haaren zu spielen. Damit habe ich nicht dem gängigen Jesus-Bild entsprochen. Was mich in meinem Spiel aber freier gemacht hat. Für 2026: Ich will hier nicht alles verraten. Es soll ja noch etwas Neugier bleiben. Nur so viel: es wird anders!“
Zeitung: „Was wünschen Sie sich im Vorfeld der zweiten Auflage der Gmünder Passionsspiele auf dem Schönblick – für sich persönlich, für das Ensemble und für alle Beteiligten und Zuschauer?“
Dannie Lennertz: „Alles, was ich mir – für mich, das Ensemble, alle Beteiligten und Zuschauer – wünsche, ist bereits vorhanden: dass sich alle auf die Passionsspiele mit Liebe und Hingabe einlassen und sie zu einem weiteren unvergesslichen Ereignis auf dem Schönblick werden.“
Infos
Ort: Schönblick, Schwäbisch Gmünd
Termin: 20.-28. März 2026 (insgesamt fünf Aufführungen)
Premiere: 20. März 2026
Darsteller: über 100 Mitwirkende
Hauptrolle: Jesus – gespielt von Dannie Lennertz
Orchester: musica salutare, Leitung Adelheid Abt
Gewänder: Entwürfe und Fertigung durch Gewandmeisterin Gundi Mertens
Veranstalter: Schönblick gGmbH
Besucher 2023: rund 5000
Ticket mit Übernachtung
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